Video-Präsentation einer Führung

Erinnerungs- und Begegnungsstätte Bonhoeffer-Haus e.V.
Marienburger Allee 43
14055 Berlin
Gottfried Brezger, Pfarrer i.R.
Vorsitzender

1. Ich stehe hier vor dem Haus der Familie Bonhoeffer. Karl Bonhoeffer, einer der bekanntesten Psychiater und Neurologen seiner Zeit, und seine Frau Paula haben sich dieses Haus als Alterssitz bauen lassen. Als sie 1935 einzogen, war Karl 68 Jahre alt, doch er praktizierte noch weiter. Das geschah im Erdgeschoss, wo er auch seine Bibliothek hatte. Dietrich Bonhoeffer und seine sieben Geschwister sind nicht hier aufgewachsen, sondern in einer alten Villa im Bezirk Grunewald. Dietrich, der einzige noch nicht Verheiratete in der Familie, war 29 Jahre, als er mit seinen Eltern in das neue Haus einzog. Unter dem Dach, wo die beiden Fenster sind, hatte er sein Studierzimmer.

2. In seinem Elternhaus schrieb Dietrich Bonhoeffer an seiner ‚Ethik‘ und traf sich mit Gegnern des Nationalsozialismus. In der Stadt der „Topographie des Terrors“ war dieses Haus eine „Topographie des Widerstands“. Am 5. April 1943 wurde Dietrich Bonhoeffer hier verhaftet. Wir gehen nun durch das Gartentor zum Eingang des Hauses.

3. Karl und Paula Bonhoeffer haben zwei Söhne und zwei Schwiegersöhne im Widerstand verloren: Klaus und Dietrich, Rüdiger Schleicher, verheiratet mit Ursula Bonhoeffer, der mit seiner Familie im Nebenhaus wohnte, und Hans von Dohnanyi, verheiratet mit Christine Bonhoeffer. An sie erinnert die Gedenktafel am Eingang des Hauses.

4. Nach dem Tod der Eltern Karl 1948 und Paula 1951 hat die Familie das Haus an die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg verkauft. Das Haus wurde zum Zentrum der Gemeinde der Studierenden an den Hochschulen im Westen der Stadt. Eberhard Bethge, Dietrichs Freund und Biograph, zog als der erste Studentenpfarrer mit seiner Familie ein. Renate Bethge, geborene Schleicher, eine Nichte Dietrich Bonhoeffers, war im Nachbarhaus aufgewachsen. Später wurde das Haus ein Studentenwohnheim im kirchlichen Besitz und dabei blieb es 30 Jahre lang. Eine ganze Generation lang war die Erinnerung an den Widerstand – auch gesellschaftlich – in den Hintergrund gedrängt. 1987 war es dann so weit, dass in diesem Haus der Kirche die „Erinnerungs- und Begegnungsstätte Bonhoeffer-Haus“ eröffnet wurde, nicht als ein Museum, sondern als ein historischer Lernort, der an außergewöhnliche Männer und Frauen erinnert. Die Ausstellung im Erdgeschoss zum Leben Dietrich Bonhoeffers und sein restauriertes Studierzimmer helfen bei der Spurensuche.

5. Besuchende von nah und fern kommen hierher. Dietrich Bonhoeffer ist weltweit bekannt als Pfarrer und theologischer Lehrer der ‚Bekennenden Kirche‘, ökumenischer Mahner zum Frieden und Autor bewegender Briefe und Gedichte aus dem Gefängnis. „Beten und das Gerechte tun und auf Gottes Zeit warten“ bedeutete für ihn, im Glauben den Weg des politischen Widerstands zu gehen bis in den Tod. Sein Denken und Handeln fordert auch uns heute in konkreten kirchlichen, ethischen und politischen Konflikten heraus zu der in Christus begründeten Verantwortung für den Andern in der ‚mündigen Welt‘.

6. Mein Name ist Gottfried Brezger. Ich war 32 Jahre lang Gemeindepfarrer in Berlin und bin nun schon einige Jahre im Ruhestand. Seit 1998 leite ich die Arbeit in diesem Haus. Wir sind ein Team von z. Zt. sechs Ehrenamtlichen, die Einzelne und Gruppen zur Information und zum Gespräch einladen und durch das Haus führen.

7. Ihre Anfrage bzw. Anmeldung erbitten wir auf unserer Website:
https://www.bonhoeffer-haus-berlin.de
Regelmäßig haben wir geöffnet am Samstag von 10-12 Uhr. Zusätzlich können Besuchstermine in der Woche vereinbart werden.

Herzlich willkommen!

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